Franz Kafka/Cie. Freaks und Fremde (D)

Franz Kafka/Cie. Freaks und Fremde (D)

28.06.2025 | 20:30 Uhr |Gutmann-Saal Societaetstheater | ausverkauft

Dauer: 45 Minuten

Ergänzungen / Hinweise

Sprache/Language: Deutsch/German

Heiki Ikkola wurde in Schönebeck/Elbe geboren. Er ist Geschäftsführer und Künstlerischer Leiter des Societaetstheaters Dresden. Zuvor arbeitete er als freischaffender Puppenspieler, Schauspieler, Regisseur vor allem als Teil der Cie. Freaks und Fremde. Mit dieser initiiert er auch weiterhin nationale und internationale Theaterprojekte, Koproduktionen. Gastspiele führten ihn an Orte in ganz Deutschland, in der Schweiz, in Österreich, Liechtenstein, Luxemburg, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Frankreich, Dänemark, Italien, Polen, Tschechien, Slowakei, Russland, Tunesien, Australien, Pakistan, Indien, Iran und Kolumbien

Sabine Köhler: 2003-2007 Studium der Puppenspielkunst an der HFS „Ernst Busch“ Berlin. Seitdem freiberuflich tätig als Puppen- und Objektspielerin und im Bereich Ausstattung/Puppenbau. Seit 2006 im Team mit Heiki Ikkola als freie Theatercompagnie – Cie. Freaks und Fremde.
Weitere Projekte u.a. mit Katja Erfurth (Tanz), Paradata (Mimengruppe; Teheran), Yvonne Brückner (Animationsfilm/Keramik), Martina Couturier (Schauspiel) und Yvonne Dick (Kunsttherapie/JVA Dresden). Ausstattung/Puppenbau/Kostüm für diverse freie Produktionen, u.a. Thalia Theater Halle, TJG Dresden, Puppentheater Chemnitz und Landesbühnen Sachsen. Gemeinsam mit Heiki Ikkola erhielt sie für die Arbeit der Cie. Freaks und Fremde 2015 den Kunstpreis der Stadt Dresden. 2019 Produktion gemeinsam mit Katja Erfurth und Heiki Ikkola „…es wird schon alles wieder gut…“ – Fragmente eines Lebens Elfriede Lohse-Wächtler (1899-1940). Gastspiele der Inszenierungen waren zu sehen, u.a. in Deutschland, Schottland, Österreich, Schweiz, Tschechien, Polen, Kolumbien, Russland, Belgien, Pakistan, Liechtenstein.

Im Anschluss findet die feierliche Staffelstabübergabe der Geschäftsführung und Künstlerischen Leitung des Societaetstheaters statt.

EIN HUNGERKÜNSTLER

Es ist alles eine Frage des Appetits. Der eine giert nach Macht und Moneten, der andere nach Liebe, Luxus ein dritter nach dem Nichtstun oder stoischer Gelassenheit. Franz Kafkas Hungerkünstler will nichts von alledem, aber keiner soll behaupten, er giere nach gar nichts. Nein, er ist ehrgeizig, geradezu süchtig nach Ruhm, er will, dass die Menschen ihm bewundernd zuschauen, wenn er in seinem Käfig hungert. Eine Parabel auf die einsame Wahrheit des Künstlertums.

Die Tragödie dieses Künstlers ist nicht das Hungernmüssen aus bitterem Entbehren, denn er hat sich längst damit abgefunden, dass die Welt nicht nach seinem Geschmack ist. Seine Unzufriedenheit mit sich selbst rührt nur daher, dass ihm das Hungern so schrecklich leichtfällt. Sein wahres Drama ist das allmähliche Ausbleiben des Publikums. Er legt sich mächtig ins Zeug, um den Zuschauer an sich zu binden. Er muss an die Grenze gehen, an die Grenze des Lebens. Seine spektakuläre Erfahrung will er dem Publikum zum Fraß vorwerfen, es mit seinem Schauhungern nähren, hätscheln und verblüffen. Er ist ein Künstler und erst im Tod wird seine Kunst perfekt.

Im Zusammenwirken von Sprache, Puppenspielkunst und Musik widmet sich die Compagnie Freaks und Fremde dem Dilemma von Künstlern, die einerseits total frei sein und sich andererseits dem Kunstbetrieb anpassen sollen.


ENGLISH VERSION:

It’s all a question of appetite. One craves power and money, another love, another luxury, a third idleness or stoic serenity. Franz Kafka’s Hunger Artist wants none of these things, but no one should claim that he craves nothing at all. No, he is ambitious, almost addicted to fame, he wants people to watch him in admiration as he starves in his cage. A parable about the lonely truth of being an artist. The tragedy of this artist is not that he is starving out of bitter deprivation, because he has long since come to terms with the fact that the world is not to his liking. His dissatisfaction with himself only stems from the fact that starving is so terribly easy for him. His real drama is the gradual absence of an audience. He goes to great lengths to bind the audience to him. He has to go to the limit, to the limit of life. He wants to feed his spectacular experience to the audience, to nourish, pamper and amaze them with his hunger for show. He is an artist and only in death does his art become perfect. Through the interplay of language, puppetry and music, the company Freaks and Strangers addresses the dilemma of artists who are supposed to be totally free on the one hand and adapt to the art world on the other.

Puppenspiel, Performance: Sabine KöhlerHeiki Ikkola